Meine Bandscheibenprothese aus Titan |
Diese Operation war völlig umsonst. Mir wurde lediglich die Prothese eingesetzt. Die Bandscheibenteile im Spinalkanal quälten mich weiter.
Stattdessen kamen Arbeitskollegen und Freunde von Greenpeace - ich arbeitete zum Zeitpunkt meiner Erkrankung zum Glück bei dieser NGO und das war wahrscheinlich meine Rettung - immer wieder zu Besuch, um nach mir zu schauen.
Es war auch ein Arbeitskollege, der mich über einen nahen Verwandten - einen Primar in Villach - nach Friesach vermittelte. Dass es nichts helfen würde, konnte zu dieser Zeit niemand wissen.
Die Ärzte probierten es also noch mal mit einem Eingriff von hinten. Es kam zu einer doppelten Verplattung meiner Bandscheibenprothese. Ich war jetzt von vorne und von hinten verplattet und verschraubt. Die weggebrochenen Bandscheibenteile wurden im Spinalkanal gelassen. Eine weitere sinnlose Operation.
Also packte ich meine Sachen, fuhr mit dem Taxi zum 500m entfernten Bahnhof, löste mir ein Erstes-Klasse-Ticket - aber nicht weil ich so viel Geld hatte - sondern weil es mir mehr Chancen bot, mich auf eine Bank zu legen, denn an ein längeres Sitzen - mehr als 10 Minuten - war damals noch nicht zu denken. Also, ab nach Wien, wo mich unerwartet - wie man am unterem Foto sieht - ein Empfangskomitee erwartete! Diese Firma hat mein Leben gerettet. Es mag für manche pathetisch klingen, aber so war es. Das war meine Familie! Ich stehe hier zwar kurz für dieses Foto, freute mich aber schon wieder aufs Hinlegen. Die einzige Stellung, die ich für Jahre einnehme konnte.
Unerwartetes Empfangskomitee meiner Arbeitskollegen - © Bernd Schaudinnus |
Im AKH meinten die Ärzte kurz: "Um eine OP werden wir wohl nicht herumkommen!"Von mir aus sofort und auf der Stelle. Immerhin schmerzten mich meine Bandscheibenteile damals schon 14 Monate. Mir war damals das Risiko einer Querschnittslähmung egal, denn so konnte und wollte ich nicht weiterleben. So hatte ich im AKH das Glück auf einen Arzt zu treffen, der bereit war, die Bandscheibenteile aus meinem Spinalkanal zu entfernen. Die OP war für Mittag angesetzt. Ich kam mir vor wie auf einem Verschubbahnhof, als mich ein Krankenpfleger in einem riesigen Wartesaal mit meinem Bett abstellte. Ich blickte auf die unzählige Operationssälen. Das AKH in Wien verfügt immerhin über 2000 Betten.
Die Operation dauerte etwa vier Stunden. Ich war gegen 18 Uhr in meinem Zimmer und die diensthabende Schwester sagte mir, dass mein operierender Arzt Nachtdienst hätte. Also bat ich sie, ihn zu fragen, ob er irgendwann einmal Zeit hätte, nach mir zu sehen. Er kam gegen Mitternacht. Und die Frage, ob er meine Bandscheibenteile herausbekommen hat, brennte mir natürlich auf der Zunge. Ich frug also, was es zu fragen gab. Sein Statement: "Naja, eine Spielerei war es schon, aber ich hab sie erwischt!"
Ich war einfach nur erleichtert und litt immer noch unter den Nachwirkungen vom Narkosemittel. Aber die Nachwirkungen waren mitunter recht lustig. Man schrieb zwar erst das Jahr 2004, aber ich hatte damals schon meinen ersten iPod. Die Kopfhörer hingen im Spitalsbett-Dreieck zum Hochhieven und so hatte ich, dank der Nachwirkung des Narkosemittels, zu jedem Song mein eigenes schräges Video im Kopf!
Diese Operation im AKH fand am 19. Dezember 2004 statt. Dabei wurden mir nicht nur die Teile aus dem Spinalkanal genommen, sondern auch gleich die Wirbel L3/L4 verplattet, weil ich im Wirbelfortsatz einen Riss hatte, den ich laut Ärzten von Geburt an hatte und der der Lendenwirbelsäule eine zusätzliche Instabilität gab.